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Reisebericht Schweden Norwegen 2019

 

2699 km                                                                                                             20.07. - 26.07.

 


                                                                                             

Tag 1 – (Tagesleistung 619 km) -  619 km

 

Nach einem Jahr Pause soll es wieder losgehen!

Die Gegend, die ich bereisen werde, ist nicht neu. Die Hauptziele sollen der Peer Gynt-Vegen und das Sognefjell in Norwegen sein. Ich war zwar bereits da, aber mein Wunsch, dort länger zu sein in dieser einsamen Gegend, habe ich mir noch nicht erfüllen können.

 

Aber eine andere Sache wird neu sein. Ich werde keinen Kocher und kein Besteck mitnehmen. Die kalte Küche wird vorherrschen. Dies spart Platz und Arbeit. OK, vielleicht bin ich auch einfach nur faul. laugh

 

Ein, zwei Tage vorher habe ich ordentlich eingekauft. Kleine Mini-Salamis, Pfefferwürstchen, Fruchtpüree, Fruchtschnitten, Äpfel, Salatgurken, Getränkekonzentrat und Brot nehme ich nun mit. Die Menge ist so groß, daß ich vermutlich in Schweden und vor allem in Norwegen nichts kaufen muß. Ich werde völlig autark sein. Das spart ne Menge Geld.

 

Am Abend des 19.07. sitze ich am PC und schreibe hier die ersten Zeilen des Berichts. Das Motorrad ist technisch ok (ok, aber dreckig. Da war ja was mit der Faulheit  wink  …).

Alle Sachen sind gepackt und bereits am Motorrad verzurrt bzw. liegen daneben bereit. Denn die Kühlsachen kommen in die Garage, wenn ich voraussichtlich morgen losfahre. Auch das Ladekabel des Telefons nehme ich erst dann mit.

Tage vorher habe ich die Akkus für das GPS und die Powerbank für das Smartphone geladen.

 

In punkto Kleidung habe ich auch ein interessantes (für manche vielleicht bizarres) System: Alte kaputte Socken und Schlüppis werden nicht mehr repariert, sondern auf diese Reise aufgebraucht. Nach der Nutzung werden sie dort einfach fachgerecht entsorgt. Der Vorteil ist, daß ich nichts waschen und trocknen muß, wobei das Trocknen bei Regen eh flachfällt und das Gepäck von Tag zu Tag weniger wird. Und wir wissen es alle: Weniger ist mehr!

Oder bin ich schon wieder zu faul? Wer weiß. cool

 

Es ist der 20.07. und wache so um 8:30 Uhr auf.

Ich mache mich fertig und sitze um 10:37 Uhr auf der Africa Twin. Ja, vielleicht etwas spät, aber mittlerweile ist mein Schlaf mir sehr wichtig geworden.

Rauf auf die Autobahn und…..ab Bad Schwartau ist sie dicht. Na prima! Fängt ja gut an. Wieder runter auf die Landstraße und hinter Bad Schwartau wieder rauf. So der Plan. Aber die Streckensperrungen dort machen den Plan leider zunichte.

Ich komme bedeutend später in Puttgarden an. Nun rauf auf die Fähre nach Dänemark und ab!

 

Unterwegs wird auf einmal das GPS sehr unpräzise und die Nebenstraßen werden nicht mehr angezeigt. Was ist denn nun los?

 

 

Nach der Rausfahrt aus der Fähre erlebe ich eine unangenehme Überraschung: Die dänischen Grenzkontrollen wurden verschärft.

 

Es ist sehr bedeckt und es dröppelt etwas. Die Temperatur mit 21° stimmt.

Auf der dänischen Insel Farö mache ich meine traditionelle erste Pause. Ich mag das.  smiley

 

 

Nun kümmere ich mich um das GPS. Ausmachen….anmachen….nichts. Ist immer noch unpräzise. OK, Batteriefach auf und….die SD-Karte mit den Maps fällt mir entgegen. Ach, einfach nur wieder rein in die Halterung und…ähm….die ist aber locker. Die soll nicht locker sein. Verd…..sie ist abgebrochen. frown OK, Panzertape wird es richten.

 

Ja, funktioniert!!

 

 

Als ich nach der Überfahrt nach Schweden die Fähre verlasse, kommen wir wieder in eine noch schärfere Grenzkontrolle. Die Fahrzeuge werden rausgewunken und ihr Innenleben gecheckt. Alle Fahrer (also wirklich alle Fahrer!) werden einer Ausweiskontrolle unterzogen.

Ist das das freie Europa, was wir so schätzen? Aber daran sind die Deutschen wohl schuld…..

OK, bevor es politisch wird, berichte ich lieber weiter.

 

Ich fahre nach Norden und versuche wenige Kilometer nach der Fähre ein Zimmer oder eine Hütte zu bekommen. Erster Versuch…nichts. Zweiter Versuch….nichts. Das geht so eine ganze Weile. Etliche Absagen. Und es wird langsam spät! Es ist mittlerweile 19 Uhr. Ich suche weiter und nichts als Absagen. Ich fahre weiter nach Norden.

 

 

Es wird langsam dunkel, denn es ist nach 22 Uhr. Um ca. 23 Uhr komme ich völlig gestresst und erledigt im Bratadal Vandrarhemn in Ullared an. Und…..kein Zimmer! frown

Aber die Besitzerin sagt mir, daß ca. 300 Meter weiter ein Badeplatz ist und ich dort zelten kann. Bei Bedarf kann ich aber hier auf die Toilette gehen und die Dusche benutzen. Meine Laune steigt. smiley

Ich fahre zum See und baue im Dunkeln mein Zelt auf. Völlig platt lege ich mich hin und schlafe ein……

Nachts regnet es und ich wache von dem Regenprasseln auf. Ein tolles Geräusch. Und schlafe davon sofort wieder ein.

 

Tag 2 – (Tagesleistung 0 km) – 619 km

Der nächste Morgen.

Ich wache auf und durchsuche meine Taschen der Jacke. Was ist denn das? Ein uralter Nougatriegel, den ich in der Jacke vergessen habe? Ich? Ich vergesse einen Nougatriegel??

Jetzt ist es soweit. Ich bin alt. laugh

Noch schnell das Telefon an die Powerbank und....verd.....ich habe das Adapterkabel vergessen!!!

 

 

Ab ca. 10 Uhr wird es stürmisch. Ich überlege, ob ich im Vandrarhemn doch noch ein Zimmer nehme. Denn heute soll es den ganzen Tag hinweg regnen und stark stürmen. Und Morgen soll das Wetter sich deutlich bessern.

Gesagt. Getan. Zimmer genommen.

Denn die 10 Stunden Fahrt gestern stecken mir noch in den Knochen.

 

Schwedische Handwerkskunst cheeky

 

Das Zimmer

 

Der Bereich der sanitären Anlagen

 

Von außen

 

Die Gastfamilie mit zwei Kindern ist total nett und unterhalten sich auch mit den Gästen. Der große Sohn plaudert mit mir auf englisch. Der kleine Sohn und ich sprechen zusammen etwas schwedisch.

Auch der Vater – ein Finne – unterhält sich gern mit mir. Er ist tatsächlich Finne, denn er lächelt kaum. laugh

Mir egal. Ich mag die Finnen. smiley

Mit einer Helferin des Hauses unterhalte ich mich auch, bis sie sagt, daß wir uns auch auf deutsch unterhalten können. Denn sie kommt aus der Nachbarstadt Hamburg. laugh

 

Ich will nachschauen, ob die SD-Karte im GPS noch immer sicher sitzt. Ja, tut sie. Aber warum ist zwischen der Akku-Abdeckklappe und dem GPS so viel Luft? Na toll! Die Haltenase ist abgebrochen. Die Klappe wird lediglich vom Verschluß gehalten. Und wenn es regnet, wird das Innenleben naß. Das Vertrauen zum GPS-Gerät schwindet. Ich überlege, die Tour abzubrechen, denn in Norwegen ohne Navigation alle kleinen Wege zu finden, ist äußerst schwierig und zeitraubend. Und vor allem Zeit habe ich dafür nicht.

 

Ich überlege hin und her…..und entscheide mich, weiter zu fahren. Die Abdeckung wird wieder mit Panzertape gesichert. Und der GPS-Halter am Motorrad hält zusätzlich die Klappe. Ob das bis zum Ende der Reise halten wird? Das wird sich herausstellen.

 

 

Im Laufe des Tages und des Abends sprechen mich eine ganze Reihe von deutschen und schwedischen Gästen wegen meiner Motorradreisen an. Vor allem deswegen, weil ich allein reise. Es wird ein kurzweiliger Abend, der um 21.50 Uhr endet.

 

 

Tag 3 – (Tagesleistung 388 km) – 1007 km

 

Ich schlafe sehr unruhig und wache immer wieder auf. Ich habe keine Ahnung warum……

Ich treffe eine Familie aus Rendsburg (die Stadt ist auch in Schleswig-Holstein, wo ich wohne) und komme ins Plaudern. Nach der Frage, wo das Auto ist, als sie gerade die Räder fertigmachen, kam die Antwort von der 14jähigen Tochter: “Das steht zuhause.“ surprise Was? Ernsthaft? Die Strecke komplett mit dem Rad? „Ja“, sagt der 50jährige Vater und meint, daß der 8jährige Sohn ihnen immer davonfährt. Meinen Respekt habt Ihr alle! Oder ich bin einfach zu faul…..  cheeky

 

Um 10 Uhr fahre ich ab in Richtung Norden.

Ich fahre über Bundesstraßen, kleine Landstraßen und Schotterpisten. Wie wunderschön es hier ist!

 

Auf der E45 bei Göteborg komme ich in einen riesigen Stau. Ja, genau! Das brauche ich!!  Gibt’s mir!!! Irgendwie verfolgt mich das Pech…….

Dabei wollte ich nur zügiger unterwegs sein als auf den kleinen Landstraßen. Plan ging wieder nicht auf.

Nach ca. einer Stunde komme ich raus.

Bei Trollhättan ballert ein dicker großer Brummer mir voll ins offene Visier und somit voll in die Fresse! Das war so ein Einschlag….der hatte es in sich. Mein Visier bleibt nun seltener ganz auf.

Ich bin total angenervt. Kack-Verkehr und Drecksfliegviecher. Es kommt bei mir das große Mimimi auf.

Beim Tanken habe ich immerhin nur 4,0 L Sprit verbraucht.

 

Um den großen Suchaktion von vorgestern aus dem Weg zu gehen und ich auch noch im Stau steckte, fahre ich fast ohne Stopps nach Arvika durch.

In Arvika ist ein toller Campingplatz mit guten Hütten. Ich war dort bereits einige Male.

Die Frau an der Rezeption hat mich sogar wiedererkannt. smiley

 

Das ist übrigens ein Aufbackbrot. Das habe ich doch glatt übersehen. Seeeehr trocken. laugh

 

Interessiert kommen junge Damen mich besuchen

 

Als ich ihnen das erhoffte Luxusleben (trockens Brot) nicht geben konnte, sind sie von dannen gezogen.

 

 

Abends gehe ich eine Runde. Ich habe ja nun meinen Sprituskocher bewußt nicht mitgenommen. Und irgendwo auf dem Platz wird gegrillt. Der Duft wirkt auf mich wie ein Tropfen Blut im Haifischbecken. Ich gehe dort nicht hin, weil ich befürchte, zum Troll zu mutieren und alles ratzefatz aufzufressen!!!  cheeky

 

 

Tag 4 – (Tagesleistung 233 km) -  1240 km

 

Es hat nachts stark geregnet. Um 8:30 Uhr hat es zwar bereits aufgehört, es ist aber alles noch naß.

Wieder komme ich spät los, aber die Hütte ist soooooo gemütlich!!! 

 

Heute geht’s nach Lillehammer! Und komme somit meinen Hauptzielen, den Peer Gyntvegen und das Sognefjell sehr nahe.

Ich überschreite die norwegische Grenze. Keine Grenzkontrollen. Alles ist ruhig.

Nun wird die Reise aber zäh. Die Orte haben meist 30 km/h- oder 40 km/h-Beschränkung. Das spart zwar Sprit, kostet aber Zeit. Die Orte sind sauber und schön. Die Landschaft ist wunderschön! Und das Wetter macht nun auch richtig mit.

 

 

Ich kann wunderbar kurvenschwingen. Wer braucht schon den Harz oder die Eifel. cool

Allerdings sind einige Strecken so schlecht, daß man durch die Brüche und heftigen Wellen schnell aus der Kurve rausgeworfen werden kann.

 

Kurz vor Lillehammer. Nette Wohngebäude.

 

 

Und weiter!

 

 

 

In Lillehammer angekommen, fahre ich zum Lillehammer Turistsenter. Ein Campinngplatz mit Hütten und Hotel. Ich nehme ein Zimmer mit einer Dusche und Toilette. Ja, ich weiß. Sehr dekadent. Aber laßt mich auch mal! wink

 

Der Eingangsbereich vom Hotel

 

Mir ist warm!!

 

Die morgige Tour wird geplant. Der Höhepunkt meiner Reise!

 

En paar Fotos vom Areal des Hotels und das Zimmer.

 

Nun endlich in die eigene Dusche! Hach, wie schön!!! 

Aber warum zum Teufel ist die Fußbodenheizung bei 25° eingestellt? Und draußen sind es 26°.

 

Kein Schalter

 

Da ist ne Klappe. Dahinter sind zwei Schalter zur Erhöhung und Verrringerung der Temperatur

 

Mit den großen Schalter kann man es komplett ausmachen.

 

Noch lange sitze ich draußen und grüble…um 22 Uhr geh ich ins Bett.

 

 

Tag 5 – (Tagesleistung 355 km) -  1595 km

 

Ich schrecke morgens auf. Sirenen!!!! Was ist los?!

Oh….doch nicht. Es sind mehrere Kleinkinder, die synchron heulen. Puh. Doch kein Krieg. laugh

Die Norweger haben eine Menge Kinder. Oft sind es recht junge Eltern mit zwei, drei Kleinkindern mit maximalem Abstand von 2 Jahren. Und alle sind sie süß. smiley

 

Heute komme ich zum Höhepunkt meiner Reise!

Noch (endlich mal) vor 10 Uhr sitze ich auf der Enduro und werfe den Motor an. Ja, auch meine Africa Twin weiß, was sie erwartet. Freudig gehen ihre Kolben auf und ab. Sie will es! So wie ich! Zwei Freunde auf einer Reise. heart

 

Noch in Lillehammer

 

Jetzt geht es raus aus der Stadt.

Es wird kurvig und eng. Und es geht teilweise steil bergauf. Die Vorfreude ist da!

 

 

Noch ein paar Kilometer…..da ist ein Schild: Peer Gyntvegen. Ich juble!

 

Dann kommt die Bezahlschranke. Denn dieser Weg ist ja eine kostenpflichtige Privatstraße. Einige Autos stehen davor und warten, daß das erste Auto bezahlt und durchfährt. Ich fahre links an der Schranke vorbei und gebe Gas. Ich spüre fast die erstaunten und hasserfüllten Blicke im Rücken. Ätsch!! cheeky

 

Ich bin da!!! Endlich da!!!

 

Leider ist der Ton durch den Wind teilweise schlecht und auch das Bild leidet für einen Moment.

 

 

 

Wir zwei.....wir können uns auf uns verlassen! heart

 

 

So wunderschön! Ich stoppe oft und genieße einfach die Zeit dort in dieser Gegend. Und ich nehme mir viel Zeit. Das wollte ich schon immer machen.

Und….ich komme heute wieder!

 

Aber jetzt geht es weiter, nachdem der Weg befahren ist.

Ich schaue auf die Karte und berechne die Strecken und den zeitlichen Aufwand. Hm…Sognefjell schaffe ich nicht. Aber das Areal um Jotunheimen. Das schaffe ich und ist genauso schön! Los! Auf gehts!!

 

Auf dem Weg dahin ist es auch klasse!

 

 

Bei einer Pause bemerke ich, daß was rechts auf meinem Motorblock liegt. Oh nein!!!! Es ist ein toter Vogel. crying

 

 

Ich hoffe nur, daß er bereits beim Aufschlag starb und nicht durch die Motorhitze verendete. Der zweite Gedanke läßt meine Laune rapide sinken…..

Vorsichtig nehme ich den kleinen Vogel vom Motorblock runter und setze ihn bei.

Es tut mir leid, kleiner Vogel.

 

Ich erreiche die Gegend um Jotunheimen. Es wird bedeutend einsamer. Wie ich es liebe!!!

Und je weiter ich fahre, desto einsamer wird es.

Aber seht selbst:

 

Nun halte ich an einem ganz besonderen Ort. Dieses Steinfeld mit einem seichten Bach. Hier bleibe ich eine ganze Weile.

 

 

 

 

 

 

Ich kann mich nicht sattsehen……

 

Ich schaue auf die Tankanzeige. Es reicht bequem für den Weg zurück. Nun werde ich umkehren. Seit 6 Sunden bin ich unterwegs und werde für den Rückweg etwa 4 Stunden brauchen. Denn ich werde über den Peer Gyntvegen zurückfahren. Auch das wollte ich schon machen!! Und das Wetter…..wow! Es paßt einfach! Ich freue mich so sehr!

 

Nun eine kleine Anekdote: Ich bin ja nun 49 und vor allem alles andere als sportlich und schlank. Zudem habe ich 5 kaputte Bandscheiben und seit 1,5 Jahren einen angerissenen Miniskus im linken Knie.

Nun, was hat das alles hiermit zu tun? Das sag ich Euch jetzt. Das Auf- und Absteigen bei einer vollgepackten Enduro!

Wenn die Enduro nicht bepackt ist, normalerweise Bein rüber und fertig. Aber wenn die Packtaschen ein normales Rüberschwingen nicht mehr möglich machen (es sei denn, man ist Kickboxer), stellt man sich links neben die Maschine, holt wie ein Tipp Kick-Spieler das Bein aus und schwingt es über die Sitzbank. Oft klappt es, manchmal nicht. laugh Aber man sitzt dann. smiley

So, nun bin ich ja oft angehalten und habe ich auch hier und da Pausen eingelegt und vor allem muß man auch mal tanken. Ein Beispiel: Ich fahre an eine Tanke ran. Da sitzen zwei drahtige junge Erwachsene. Ich halte neben der Zapfsäule und mache den Motor aus. Nun kommt der würdelose Teil der Sache. Ich setze mich links halbschräg auf die Sitzbank. Dann hüpfe ich zwei, drei Mal von der Enduro weg, bis ich das rechte Bein einziehen kann und es dann von der Sitzbank bekomme.

Boah….der coole Endurofahrer, der Langstreckenreisende entpuppt sich als ungelenkiger dicker Mann. Ach, drauf geschissen. Ich hab meinen Spaß. Und sorge für die Belustigung der Eingeborenen. laugh

 

Unterwegs finde ich diese wunderschöne Kirche.

 

Weiter in Richtung Peer Gyntvegen.

 

Auf einmal klatscht es feucht auf meiner Brille. Und grüne, schleimige, glitschige Spuren verteilen sich auf dieser. Ein dickes fettes Insekt (eins mit einer tollen Creme-Füllung wohl) ist mir durch das offene Visier gerauscht. Buäääh!! Das Foto werde ich Euch ersparen. cheeky Mit einem feuchten Brillenputztuch (davon habe ich immer mindestens 5 Stück mit) entferne ich die Überreste von der Brille…..und von meinem Gesicht. *würg*  

 

Ich komme wieder am Peer Gyntwegen an und fahre abermals auch an der Schranke einfach dran vorbei. Damit mache ich mir auch dieses Mal keine Freunde unter den zahlenden Autofahrern. devil

 

Es ist sehr trocken und die Felgen werden schön staubig.

 

Immer wieder Schafe!

Da sie bei steigenden Temperaturen meist im Schatten liegen bzw. in den Büschen am Wegesrand sind, muß man echt aufpassen, keine zu überfahren. Ich empfehle daher immer konzentriert zu fahren und wenn man welche sieht, langsam vorbeizufahren. Denn oft genug springen sie auf und rennen quer über die Straße. Ein totgefahrenes Schaf kostet dem Fahrer mal eben 400 €.

 

 

Apropos Temperaturen! Hier auf den einsamen Wegen sind die Temperaturen so bei angenehmen 23° - 25°. In den Orten und in den Tälern liegen sie nun bei 31°. Und das mit dicken Motorradsachen an.

 

Bei einer kleinen Pinkelpause gehe ich hinter ein Gebüsch (bin eben etwas schüchtern) und will die Hose aufmachen. Aber was ist das? Der Reißverschluß klemmt. Er geht nicht runter. Echt jetzt?! Ich versuche, ihn mit Geschick und dann mit Gewalt runterzuziehen…..und auf ist er. Aber der Zipper ist auf der falschen Seite und ein Zahn fehlt. Der Reißverschluß hat aufgegeben. Mist! Na, immerhin ist dort ein Klettverschluß, mit dem man die Hose auch so zubekommt. Schon wieder was kaputtgegangen…..

 

Auf den Weg in die andere Richtung zu befahren ist ein Erlebnis!

 

 

 

 

Nach fast 10 Stunden fahren und genießen, fahre ich wieder zurück zum Hotel.

Es ist mittlerweile brüllend heiß. Meist über 30°.  

Als ich ankomme, hüpfe ich erst mal wieder unter die Dusche. Oh, wie ich diesen Luxus einer eigenen Dusche genieße. Auch wenn es teuer ist. Aber es sind zwei Tage. Geht schon.

 

Danach gehe ich wieder raus und gönne mir ein Eis. Ok, es sind zwei. Ist ja gut, es sind drei Eis!!!  laugh

Zum Glück kosten die auch nur knapp 10 €….. surprise

 

Oha! Das gibt Regen! wink

 

Um 23 Uhr falle ich ins Bett…….

 

 

Tag 6 – (Tagesleistung 594 km) -  2189 km

 

Ich habe gut geschlafen. Denn ich habe alles gesehen, was ich sehen wollte. Ab heute geht es wieder runter in Richtung Süden.

 

Warum habe ich eigentlich ein Zwei-Bett-Zimmer? Ist doch klar! Auch meine Sachen, die mir so treu sind, wollen schön gebettet sein. laugh

 

 

Schon recht früh mache ich mich auf und fahre um ca. 9:20 Uhr los.

Heute will ich viele Kilometer machen und werde nur Hauptstrecken fahren.

Hinter Lillehammer fahre ich durch die wohl längste Baustelle Europas. Sage und schreibe über 30 Kilometer lang! Überall neue Straßen, Brücken und Gebäude.

 

Unterwegs fahre ich an einem Polizeigebäude vorbei und sehe das:

 

Unheimlich viele Motorradfahrer sind unterwegs. Und alle grüßen. Besonders die Adventure-Fahrer mit ihren Reiseenduros grüßen sehr deutlich. Das ist klasse!

 

Nach einer Weile mache ich wieder eine Pause. Ich will den Helm öffnen. Und plötzlich habe ich ein Plastikteil in der Hand. Der Verschluß hat sich verabschiedet.

 

Na, zum Glück ist er während der Fahrt nicht irgendwo runtergefallen. Mit etwas Fummelei repariere ich ihn wieder mit Panzertape. Nun geht’s wieder!

 

Danach gönne ich meinen schmerzenden Hintern etwas Ruhe und genieße den Rastplatz.

Das ist übrigens die Toilette. laugh

 

Weiter nach Süden!

Auf der E6 gibt es viele Tunnel. Bei der Hitze von mittlerweile bis zu 32° eine willkommene, weil kühlende Abwechslung.

Aber plötzlich gibt es eine Vollsperrung auf der Autobahn in Richtung Göteborg. In einem Tunnel gab es einen Unfall. Wir stehen. In sengender Sonne und brütender Hitze. Mehrere Krankenwagen und Polizeiautos fahren vorbei. Es wird merklich heißer in meinen dicken schwarzen Motorradklamotten. Wenn sich bald nichts bewegt, brauchen wir noch einen Krankenwagen…..für mich. Hitze ist ja so gar nicht mein Ding.  Aber es kommt wieder Bewegung in den Verkehr. Puh….das ging noch mal gut.

 

Während einer kleinen Rast, gönne ich meinem schmerzenden Hintern etwas Ruhe und schütte einen halben Liter in mich hinein, was instand aus allen Körperporen wieder rauskommt.

 

 

Hinter Göteborg gibt es schon wieder Stau. Aber dieses Mal bei 33°. Zum Glück geht’s recht schnell weiter. Ich zerfließe…..

 

Nach Stunden fahre ich die E6 bei Falkenberg ab. Es wird ruhiger und einsamer. Ich entspanne mich sichtlich.

Nach insgesamt 9 Stunden Fahrt und fast 600 Kilometern komme ich wieder im Bratadal Vandrarhemn an und ergattere das letzte Zimmer. Tja, es geht wieder in Richtung Wochenende.

Es kommt zum großen Hallo zwischen mir und der Gastfamilie. smiley

 

 

Keine 20 Minuten später kommt ein Paar und muß wieder unverrichteter Dinge abziehen. Da hab ich noch mal Glück gehabt. Und das bei meiner Pechsträhne.

Ich richte mich ein und esse wieder Eis. Hier ist es 33 % günstiger als in Norwegen. Es ist immer noch 27° heiß. Und das um 19:30 Uhr. Und ich schwitze…..

 

Ich sitze auf einem Stuhl auf der Terrasse. Immer und immer wieder muß ich die sehr aufdringlichen Fliegen verscheuchen. Meine Güte, sind die penetrant!!

Ich gehe rein und werde auch dort prompt in Ruhe gelassen. Etwas später erzählt ein älterer Schwede, daß Fliegen besonders bei toten Lebewesen sehr aufdringlich sind. laugh

In diesem Moment überlege ich, wann ich wohl gestorben bin…..

 

Hier noch einige Impressionen vom Vandrarhemn:

 

 

Dieses Vandrarhemn in Ullared ist bei mir unter den Top 3 der angenehmsten Vandrarhemns, die ich besucht habe. Die Preise sind moderat, es ist mitten im Wald (man muß etwas Schotterpiste fahren), nahe an einem Badesee, sehr weitläufig, man kann Frühstück und selbstgemachten Kuchen ordern und vor allem ist die Gastfamilie daran auch interessiert, ein wenig die Leute kennenzulernen. Auch die Hilfsbereitschaft war prima! Ich werde auf jeden Fall auf meiner nächsten Schwedentour wieder dort übernachten. Ich freue mich jetzt schon darauf.

Hier die Webseite: http://bratadal.se/

 

Um 22:30 Uhr falle ich ins Bett…….

 

 

Tag 7 – (Tagesleistung 510 km) -  2699 km

 

Um kurz nach 7:30 Uhr wache ich durch die Wärme auf.

 

Noch ein paar Bilder machen und ich verabschiede mich von der Gastfamilie mit dem Versprechen, daß ich wiederkomme.

 

 

Und ab auf die Straße!

Ich möchte einen großen Teil der nun kommenden Fahrt auf ruhigen kleinen Nebenstraßen fahren, denn heute habe ich viel Zeit zum nach Hause fahren.

Es ist so ein wunderbares und vor allem stressfreies Fahren in Schweden mit kaum Verkehr. Überall kann man hier und da links und rechts abfahren. Durch kleine fast menschenleere Örtchen und durch die so von mir geliebten Wälder Schwedens. Auch wenn Norwegen die vielleicht spektakulärere Landschaft hat….mein Herz gehört in Schweden.

 

Warm!!!

 

 

Viele schöne Stunden der Fahrt. heart

 

Ich kaufe das erste und einzige Mal im Supermarkt Lebensmittel ein. Ein paar Kleinigkeiten und meine geliebten schwedischen Würste. cheeky

 

Dann geht es in Richtung Helsingborg und setze ins dänische Helsingör über. An einer Tankstelle sehe ich die Temperatur im Cockpit: 34°. Der absolute Spitzenwert auf dieser Reise.

 

Es bleibt so heiß und ich mache öfter Pausen, denn mein Kreislauf und mein schmerzender Hintern melden sich. Weiter geht es auf die E47 an Kopenhagen vorbei in Richtung Heimat.

 

Um 16:13 Uhr erreiche ich die Insel Farö und mache eine kleine Pause.

 

Eine Stunde später bin ich auf der Fähre Richtung Puttgarden.

 

 

Aber dieses Mal bin ich ein Schlingel! Denn während der Überfahrt ist der Aufenthalt auf dem Autodeck verboten. Ich setze mich einfach vor meinem Motorrad außerhalb der Sichtweite der Kameras und verdeckt von den Autos. cheeky

 

 

 

Ich bin total verschwitzt und abgekämpft. Aber bald bin ich zuhause.

 

 

Meine tapfere Africa Twin.

 

Das letzte Bild der Reise. Eine Nahaufnahme der Stellfläche für die Motorräder auf der Fähre.

 

Nach einer Weile legt die Fähre an und es dauert, bis ich runterfahren kann. Es geht durch Fehmarn über die große Brücke und genieße die Aussicht auf das Meer.

 

Jetzt geht es auf die A1 Richtung Lübeck. Bei Ratekau ein Stau. Es war so klar...... Ich fahre direkt von der Autobahn ab und fahre etwas Landstraße, dann durch Bad Schwartau und komme um ca. 20 Uhr an der Garage in meiner Straße an.

Nachdem ich den Zündschlüssel auf „aus“ stelle, höre ich das Tickern des Motors und halte inne.

 

Als ich das ganze Geraffel bei 27° zur Wohnung trage, bin ich froh, daß ich mittlerweile vom zweiten in den ersten Stock gezogen bin. Ich bin auch froh, daß das lädierte GPS zuverlässig gearbeitet hat.

 

Glücklich und verschwitzt schließe ich nun hinter mir die Wohnungstüre.

Die Reise war relativ kurz, aber knackig. In jeder Hinsicht.

Das war Norwegen Schweden 2019.

 


 

Fazit:

Nicht an einem Samstag in der Urlaubszeit losfahren! Da ist immer alles voll! angry

Diese Reise hatte Höhen und Tiefen. Besonders hatte mich das Pech dieses Mal verfolgt. Immer ging irgendetwas kaputt. Wohl zum Ausgleich, daß das Wetter mir keinen Regen gab. Dafür aber war es brüllend heiß, was ich ebenso wenig mag wie Regen. Mir kann man es aber auch gar nicht rechtmachen, was? laugh

Dieses Mal hatte ich auch sehr mit mir zu kämpfen und überlegte nicht nur einmal, die Reise abzubrechen.

Aber als ich nach dieser relativ kurzen, aber intensiven Zeit wieder zuhause ankam, möchte ich diese Reise auf keinen Fall missen!!

Unterwegs dachte ich immer wieder, es wird die letzte Reise dieser Art so sein. Nun…..ich denke……ich werde übernächstes Jahr wieder mit meiner Reiseenduro nach Norden fahren! smiley

 

 

Was hätte ich noch gebraucht:

 

- Das verdammte Adapterkabel zur Powerbank (ich Schussel ich!)

- Der Spirituskocher (als ich das Grillfleisch roch)

- Mehr Zeit

 

 

Was habe ich nicht gebraucht:

 

- Das Pech

- Die technischen Schäden

- Die Bullenhitze

- Der Spirituskocher (den ich nicht mithatte und auch nicht wirklich brauchte)

 


 

Eine letzte Sache.

Vielleicht eine Sache, die jeder kennt, aber kaum einer ausspricht. Was fühlt man? Was hört man? Welche Melodie ist im Kopf?

 

Auf dieser Reise habe ich ein ganz spezielles Lied im Kopf gehabt.

Die Melodie….der Text….es paßt einfach.

 

Nun bitte ich Euch, die Augen zu schließen. Ihr fahrt in den endlosen schwedischen Wäldern…….in den norwegischen Höhen und einsamen Straßen, wo es fast nichts mehr gibt außer grandiose Natur.
Ihr schaut nach links und nach rechts. Seht die einmalige Gegend. Ihr seit allein. Nur ihr und die Enduro. Spürt das Wummern des Motors. Du und Deine Enduro. Eine Einheit. In diesem Moment ist die Enduro Euer bester Freund.

Ihr fahrt die Kurven entlang. Spürt die Unebenheiten des losen Untergrunds. Spürt den Fahrtwind im Gesicht. Die frische Luft, die durch Eure Lungen geht.

Und hört diese Musik.

Ich habe dieses Lied fast überall gehört oder im Kopf gehabt.
In Lillehammer. In Arvika. Auf dem Peer Gyntvegen…….

Und ist somit ein Teil meiner Reise.

 

https://www.youtube.com/watch?v=lAwYodrBr2Q

 

 

 

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