Reisebericht Finnland 2014
2419 km 20.07. - 02.08.
Auf nach Suomi!!
Es ist spät. So um die 20.45 Uhr. Jetzt um diese Zeit startet die erste Reise nach Finnland, daß von den Einwohnern Suomi genannt wird. Ich fahre zu meinem Kumpel Lutz, mit dem ich dieses Jahr nach Norden fahre.
Warum so spät? Die Fähre in Travemünde checkt erst um 23 Uhr ein, um dann um 3 Uhr abzulegen.
Ich komme etwas zu früh an und wir reden noch ein wenig. Wir beide sind völlig aufgekratzt.
Wochen vorher haben wir uns dauernd Mails mit "Fiiiinnlaaaand!!!" um die Ohren gehauen, um die Aufregung ein wenig laufen zu lassen. Um 22.30 Uhr gehen wir zur Garage und machen uns auf den Weg nach Travemünde.
Wir checken um 23 Uhr ein und stehen in einer Gruppe von finnischen und russischen Motorradfahrern. Um 23.30 Uhr dürfen wir auf die Fähre und verzurren die Enduros. Ein bulliger und grimmig dreinschauender Russe gibt mir ein paar Gurte. Nett!
unsere Teneres mit korrekter Diagonalverzurrung
Wir packen unsere Sachen für ca. 28 Stunden (solange fährt die Fähre nach Helsinki) und gehen auf Deck 11 in den Ruheraum, wo die Ruhesessel sind. Puh! Ein Glück! Es gibt Schließfächer. Somit müssen wir nicht dauernd auf unsere Sachen aufpassen.
Nun gehts los!!!
Wir ziehen uns um und essen etwas. "Die Wurtpackung, die auf der Ablage liegt, bewahre ich mir für Morgen auf" sage ich zu Lutz. 30 Sekunden Schweigen. "Scheiß drauf!" Und die Packung ist auf und die Würste im Magen. Lutz kriegt sich vor Lachen kaum noch ein.
Wir erkunden ein wenig das Schiff, bevor es abfährt. Wir sind etwas enttäuscht, daß auf der Fähre nur ein winziger Laden und eine Bar ist. Auf den Fähren zwischen Puttgarden und Rødbyhavn sind bedeutend mehr Verkaufsflächen. Und die fahren nur 45 Minuten.
Wir beobachten, wir eine weitere Fähre direkt neben uns ab Kai andockt. Beeindruckend!!
Als Lutz und ich draußen auf Deck 12 in den Liegestühlen sitzen und klönen, kommt der bullige und grimmig dreinschauende Russe direkt auf uns zu.........und drückt uns zwei Dosen Bier in die Hand! Sehr nett!!! Danke! Blöd nur, daß wir beide gar keinen Alkohol trinken.
Aber die Geste zählt.
Die Fähre fährt um 3 Uhr los und Travemünde sieht aus wie eine Modellbaustadt. Sehr schön anzusehen!
Um 4 Uhr gehen wir in den Ruheraum und schlafen mehr schlecht als recht auf den Ruhesesseln ein.......
Der nächste Tag.
Ein Seetag!
Das Wetter ist toll! Es windet und es ist frisch. Aber leider ist es auch langweilig. Wir vertreiben uns die Zeit mit klönen, essen und dösen.
Wir haben viel Wasser gesehen.
das Wetterdeck mit den gelashten Trailern
Lutz mit seinem typischen Peace-Zeichen
Lutz hat nachts schlecht geschlafen und hat Rückenschmerzen von dem Sessel bekommen. Er wird nächste Nacht wie andere Ruhesesselpassagiere auf dem Boden schlafen.
Der dritte Tag.
Um 5.30 (6.30 Uhr finnische Zeit) geht der Wecker. Naja, ich bin 6 Minuten vorher aufgewacht. Draußen scheint die Sonne.
Lutzens Rücken macht immer noch Ärger. Hoffentlich wirds besser.
Beim Packen der Sachen treffen wir auf einen 18jährigen Abiturienten, der mit dem Fahrrad zum Nordkap will. Krasse Nummer!!!
Als wir in den Hafen einfahren, empfangen uns wunderschöne kleine bewaldete Inseln.
Nun geht es zum Fahrzeugdeck und warten auf die Ausfahrt. Wir sind total aufgeregt. Es geht los!!!
Eine junge Mutter erzählt uns, daß die Mückenzeit fast vorbei ist. Wir freuen uns. Dann erzählt sie, daß nun die Bremsen Hochkonjunktur haben. Na prima.....
Wir verabschieden uns noch per Handschlag vom bulligen und grimmig dreinschauenden Russen und bezeugen Respekt. Er erwidert den Respekt. Es geht auch ohne Sprache.
Um ca. 7.30 Uhr raus von der Fähre, rauf auf das finnische Festland. Wir sind da!!! FINNLAND!!!
Es ist brütend heiß.
Wir fahren direkt nach Norden in Richtung Parola, wo das finnische Panzermuseum ist.
Das Panzermuseum ist fantastisch!!!!
Für uns Technikinteressierte eine Goldgrube. KW-1 Panzer neben der Sturmhaubitze JSU-152 und der gewaltige T-28 und die kleinen T-60 und T-70. Daneben die deutschen Panzer IV, Sturmgeschütze III und viele andere Panzer aus dem sowjetisch-finnischen Winterkrieg 1939/1940. Dazu noch andere Panzer aus allen Epochen der Panzerwaffe.
ein britischer Übungspanzer Comet für den Beschuß
Lutz neben einen französischen FT17 aus den Ersten Weltkrieg. Er wurde von den Finnen im Zweiten Weltkrieg eingesetzt (der Panzer. Nicht Lutz )
ein sowjetischer KW-1
Er war 1941 ein gefürchteter Gegner der Wehrmacht und konnte kaum abgeschosssen werden
ein deutsches Sturmgeschütz III Ausf. G
Ich daneben zum Grüßenvergleich.
Ja, ok. Und ein bißchen posen.
Lutz neben derselben Stug III
ein sehr seltener T-50 der Sowjets
der mächtig aussehende aber schwach gepanzerte T-28 mit drei Türmen
Darf ich hier mein Zelt aufbauen? Ne? Schade......
Nach ein paar Stunden fahren wir weiter Richtung Ost-Karelien.
wunderschöne Seen gibt es jede Menge in Finnland
Auf dem Campingplatz von Sysmä machen wir unseren ersten Halt und mieten uns ne Hütte.
Zuverlässig wird die Hütte ins Chaos gestürzt. Wir zahlen 40 Euro für die Hütte. Also 20 pro Helm. Das ist ok.
Wir treffen Hans, der 74jährige Rentner, der mit seinem Trecker und den beiden Anhängern durch Finnland fährt. Respekt!!!
Ich schenke Hans die Dose Bier, die ich vom Russen erhalten habe.
Lutz kann endlich in einem finnischen See baden. Er liebt es zu planschen. OK, das klang jetzt etwas mädchenhaft.
In der tollen Küche machen wir uns etwas in der Pfanne und klönen noch ein wenig.
25 m von unserer Hütte entfernt
unsere Hütte
Um 22 Uhr gehts ab in die Falle.
Der vierte Tag.
Wir räumen die Hütte, machen kurz sauber und fahren um 10 Uhr Richtung Savonlinna, wo die Burg Olavinlinna steht.
in den Seen sind immer wieder dichtbewaldete Inseln
Der Ort Savonlinna ist voller Menschen und es ist brüllend heiß. Wir können uns mit den Motorradklamotten nur im Schatten aufhalten. Rein in die Burg? Ne, nicht bei der Hitze. Solche Aktivitäten werden sofort abgewürgt. Wir machen Bilder von außen und es geht ab in Richtung russische Grenze.
die Burg Olavinlinna
Auf der Suche nach einem Zeltplatz am See fahren wir viel Schotterpisten. Die sind sehr leicht zu finden. Einen einsamen Platz nicht. Alles ist mit Häusern bebaut.
unendliche Schotterpisten in den unendlichen Wäldern Finnlands
Wir suchen nun einen Campingplatz und finden einen. Eigentlich toll, aber die Frau an der Reception spricht weder deutsch (erwarte ich im Prinzip auch nicht), noch englisch, noch schwedisch. Wir machen ihr klar, daß wir finnisch nicht können und sie redet in einem Fluß weiter. Was soll das denn....... Wir gehen wieder. Und der Platz ist völlig leer. Woran das wohl liegt......
Es wird immer heißer und ich überlege, die Tour abzubrechen. Ich bin im Gesicht krebsrot und bin völlig überhitzt. Ich bekomme laufend Durchfall, was ich immer bekomme, wenn es übermäßig heiß ist.
Recht spät finden wir einen Campingplatz und bauen das Zelt zwischen den Campingbussen auf. Toll. Der Platz ist richtig teuer (ein Zelt für 23 Euro!!) und daher bauen wir nur mein Zelt auf. Aber dafür ist der Platz auch schlecht......
Am Morgen des fünften Tages machen wir uns um 9.30 Uhr auf weiter in Richtung russische Grenze.
Ost-Karelien ist wunderschön und sehr einsam. Es gibt auf den Nebenstraßen mehr Schotterstrecken als Asphalt. Es ist so einsam, daß uns sogar Rollerfahrer und Krankenfahrstuhlfahrer grüßen.
Wir erreichen die Grenzstation und fotografieren sie in einem gebührenden Abstand von ca. 200 m. Nun haben wir immerhin von weitem Russland gesehen.
Lutz freut sich an der russischen Grenze
Nun fahren wir Richtung Nordosten durch die finnische Seenplatte. See an See. Jede Menge Bäume, Einsamkeit, Stille und das Bollern unserer zuverlässigen Teneres. Es gibt zwar relativ viele Häuser, aber die allermeisten stehen leer. Anscheinend sind es Ferienhäuser.
Im Laufe des Tages fahren wir zum Berg Koli, der in Nord-Karelien ist und 347 m hoch aufreckt. Die Serpentinen sind irre eng und es macht uns total Spaß, die Teneres mit vollen Gepäck hier hochzuprügeln!
Oben angekommen machen wir diese Bilder. Atemberaubend!!!
Es ist immer noch sehr heiß.
Nun fahren wir weiter Richtung Nordwest und kommen in einsamen Gegenden, wo es vorher geregnet hatte. Hier wird es schlagartig frisch. Ist das angenehm, kalten Wind zu spüren!!! Wir leben merklich auf.
An einer Haltebucht halten wir an und es fängt kurz an zu tröpfeln. Ich bin ja gerissen und hole mein Basecap triumphierend raus und....lasse sie in die nächste Pfütze fallen. Lutz kann sich kaum noch halten vor lachen.
Danach wird es wieder schwülwarm und die Sonne brennt wieder vom Himmel. Mist!
Die nasse Straße ist voller Dampf. Sie ist heiß und läßt das Regenwasser in kurzer Zeit sich verflüchtigen.
Ab 16 Uhr suchen wir wieder einen Campingplatz. Die Suche erweist sich als schwer und über einem POI von Lutzens Navi finden wir um ca. 18.30 Uhr Atrain Camping in der Nähe von Riistavesi. Mein POI halt leider versagt.
Und der Platz ist wirklich schwer zu finden.
Das Areal ist rustikal und schön und die Hütte sehr einfach. Wirklich sehr einfach!!
Schaut mal Euch das Video an:
Abends werden wir von bärtigen Custom-Harley-Fahrer zum Bier und grillen eingeladen. Wir lehnen ab. Nicht bei deren Trinkfestigkeit.....
Um 22.30 Uhr hauen wir uns hin. Und das Grauen beginnt......
Der Kühlschrank brummt und wir dösen weg. Dann wird der Kühlvorgang beendet. Und es summt sehr stark. Wie.......ca. 50 Mücken. Lutz und ich schauen und entgeistert an. Licht an und es schwirren ca. 50 Mücken in der Hütte! Argh!
Wir klatschen in einem unglaublich blutigem Gemetzel alle Mücken weg. Das Blut ist aber nicht von den Mücken, sondern von uns. Die Wände sind voller kleiner Blutflecke. Bäh.....
Endlich legen wir uns wieder ruhig hin. Der Kühlschrank brummt wieder sein Lied......
Dann geht er aus.....und es summt!!!
Wieder Licht an, wieder ca. 50 Mücken, wieder werden alle gemeuchelt.
Wir sind genervt.
Am sechsten Tag fahren wir mit ca. 30 Mückenstichen pro Mann um 9.30 Uhr los Richtung Nordwest. Wegen der Hitze wollen wir wieder leicht Richtung Ostsee.
Wir fahren also in den Westen zur Ostsee. Klingt komisch, ist aber so.
Es wird wieder irre heiß!
An einer Shell müssen wir das teure V-Plus Nitro (was für ein beknackter Name) für 1,819 Euro tanken, da es sonst nur noch E10 gibt. Und das Zeugs tanken wir nicht. Um es vorweg zu nehmen: Das Superduper-Zeugs hat nicht einen Kilometer mehr gebracht.
Wir sehen ein Sybilla-Schild (bekannt aus Schweden; ist eine tolle Burgerkette) und eine Werbung:"Chili Grill Dog für 2,90 Euro. Mit Getränk +1 Euro". wir schauen uns an.....und sind rein!!
Was für ein Genuß! Imbißfraß an der Tanke!
Übrigens: Das ist das erste Mal, daß wir unseren Sprit in einem Burgerladen zahlen. Denn hier in Mittelfinnland ist Tankstelle, kleiner Supermarkt und Imbiß meist alles in einem Geschäft.
Und weiter gehts!!
Unendliche lange Straßen, weite Wälder, Seen, Einsamkeit, Schotter....ja! Genau das wollen wir!
Aber was wir nicht wollen, ist die Hitze. Der Fahrtwind kühlt kaum noch und es wird nachmittags fast unerträglich.
Während der Fahrt versuche ich, die Ortsnamen zu lesen, scheitere aber jedes Mal kläglich. Lutz sein Lachen höre ich bis in meinem Helm, weil ich immer den Kopf schüttel. Diese Zungenbrecher sind echt abartig.
Wir wollen wieder einen Campingplatz übers GPS suchen und stellen uns an eine sehr einsame Schotterpiste hin, die einen Seitenarm hat. Dort steht ein alter Passat. Na, da wird wohl in nächster Zeit wohl nichts kommen. Prompt kommt ein Auto die Piste lang und wir müssen vor dem Passat parken. Keine zwei Minuten später kommt ein BMW und der Beifahrer will seinen Passat abholen. Verd...!! Wieder umparken. Ja, das ist echt einsam und menschenleer hier!!
Der BMW-Fahrer spricht uns - wie viele andere Finnen vor ihm - an: Woher kommt ihr, wohin wollt ihr usw. Die Finnen sind übrigens sehr offen und gesprächig. Das Vorurteil (verschlossen und wortkarg) ist erledigt.
Er gibt uns einen Tipp, wo ein toller Campingplatz ist. Wir fahren dort hin.
Der Platz ist sehr günstig und wir bauen unsere Zelte auf und kaufen in der Reception ein. Die Preise sind auch hier sensationell günstig. Um es kurz zu machen: wir sind seine besten Kunden in nächster Zeit.
Wir kaufen u. a. Grillwürste und braten diese zusammen mit den aus Deutschland mitgebrachten Bratkartoffeln in unseren Trangia-Kochern bzw. Bratpfannen. Mjam!!
Wir entscheiden spontan, noch eine zweite Nacht zu buchen.
die Bäume sehen nicht nur schön aus, sie schützen auch einigermaßen vor der heißen Sonne
Ach, is das schön hier!
Yeah!!! Essen!!!
Läääggäää!!!! (norddeutsch: lecker!!!)
Auf dem Platz spricht uns ein dicker und angeheiterter Finne an und wir müssen ihn erzählen, woher wir kommen, wohin wir wollen, was für Enduros wir haben. Also wieder das Übliche.
Er lädt uns ein, in seinem Clubhaus in Oulu zu übernachten. Danke. Allerdings wird er sich später nicht mehr daran erinnern, als er einen Tag später sein Auto abholt. Das macht aber nichts, denn wir wollten eh nicht nach Oulu.
Wir lassen den Abend mit viel klönen ausklingen. Gute Nacht.
Der siebte Tag.
Wir haben hervorragend geschlafen!!
Ich bin allerdings um ca. 5 Uhr von Vogelgezwitscher und Getrappel wachgeworden. Ich schau hoch und denke: "Oh! Wie süß. Ein Vogel auf den Zelt." Aber warum sehe ich ihn so deutlich? Ach herrje!! Er ist zwischen Außen- und Innenzelt und kommt nicht mehr raus!! Der Arme! Ich mache das Außenzelt auf und lasse ihn raus. Aus Angst kackt er noch auf das Innenzelt und fliegt weg. Sehe ich echt so verfressen aus?
Ein Finne spricht uns auf deutsch an und er wie wir freuen uns, diese Sprache zu benutzen.
Lutz hat immer wieder Probleme mit der Stromversorgung seines Navis. Immer wieder bricht diese ab und der Akku springt an. Dieser ist aber bald dadurch fast leer. Das Problem wird über die gesamte Reise präsent sein. Das Kabel kommt nicht mit den Vibrationen des Einzylinders klar. Trotz Schaumstoffpolster.
Heute werden wir aufgrund der neuen Hitzewelle nicht fahren und setzen auf aktiv nichts tun. Wenn wir nichts können.....darin sind wir gut!
Ausspannen tut richtig gut. Wir genießen den Schatten der Bäume, den Wind von der Seeseite, das Klönen über Motorräder und die Welt und abends das Braten in den Pfannen.
Uuuund Bauch einziehen!
Um 21 Uhr machen wir die Lichter aus.
Der achte Tag.
Heute fahren wir ein wenig in der Gegend rum und machen ein paar Poserbilder und kleine Videos. Es wieder sehr heiß.
Bild von Lutz
Lutz fährt los für das Video
Lutz in Fahrt
Ich fahr mal los fürs Video
Ich in Fahrt
Unser Einkauf. Neee! Das ist kein Fake!! Wir essen wirklich was gesundes!!!
Die Bananen sind unsere Kraftspender
Die Gurken sind super zum Magen füllen und frischen den Wasserhaushalt auf. Super bei der ganzen Schwitzerei!
Zwei Fliegen mit einer Klappe. Bleibt mehr Zeit zum Fahren!
"Sag mal, wo stehn die Waschsachen?" "Stehen auf den Schild über Dir." Ähm......
Es gibt übrigens gefühlt mehr Bushaltestellen als Menschen in Finnland. Und an möglichen und unmöglichen Stellen, wo man wohl nur alle zwei Wochen hier Menschen vermutet.
Auf dem Campingplatz vernichten wir jede Menge Bananeneis und ich habe meine neue Liebe kennengelernt: Pfefferminz-Eis! Die Temperatur der Eiskrem und der erfrischende Pfefferminz-Effekt sind unschlagbar!
Wir ordern spontan noch eine dritte Nacht und braten wieder Würste und Bratkartoffeln. Allerdings schnippeln wir dieses Mal ne Salami mit rein. Meine Herrn!! Ist das ein Genuß!! Guter Tipp, Lutz!!
Und hier das Bild mit dem unaussprechlichen Namen
Bild von Lutz
Abends führen wir wieder wichtige Männergespräche und lassen bei Gewitter den Tag ausklingen. Abends und nachts regnet es.
Der neunte Tag bricht an.
Morgens regnet es immer noch teilweise und in einer Regenpause packen wir unsere nassen Zelte ein. Um 10 Uhr verabschieden wir uns vom sehr netten Campingplatzbesitzer und wir befürchten, daß er nach unserem Abschied in Tränen ausbrechen wird, weil seine sichere Eisverkaufsquelle nun wegfährt.
Vielen Dank für die schöne Zeit, aber nun ist es allerhöchste Eisenbahn weiterzufahren. Sonst werden wir noch Camperspießer.
Dieser Campingplatz ist unsere absolute Nummer Eins!!
Es geht nun Richtung finnischer Meerbusen und schauen uns die fantastische Ostsee an. Leider sind hier große Teile der Strände mit Hotels und Hütten zugekleistert. Hier fühlen wir uns unwohl in den Touristengegenden.
Weiter gehts Richtung Süden mit großem Schotteranteil.
Bild von Lutz
Wir essen bei einem Sibylla für 11,50 Euro ein Burger-Menü. Aua!
Danach gehts es zu einem S-Market und kaufen ein. Bei einer Asiatin kaufen wir Flühlingslollen.....Verzeihung...Frühlingsrollen und sind hin und weg....vom Essen.
Ja, ok. Sie sah nett aus. Aber wir sind ja verfressen und kennen unsere Prioritäten.
eine wunderschöne Figur in einem Kreisverkehr
ein nettes Häuschen auf einem einsamen Parkplatz
schön rustikal und von hoher handwerklicher Kunst
Bei Kokkola finden wir einen sauberen, aber teuren (24 Euro pro Zelt) und spießigen Campingplatz und bauen nur mein Zelt auf. Immerhin sind die sanitären Anlagen super und es gibt wegen der Nähe der Ostsee (20 m vom Wasser zum Zelt) keine Viecher.
Ein älterer Finne spricht uns auf finnisch an und wir machen ihm klar, daß wir nur englisch können. Aber er redet einfach weiter:" brabbelbrabbel München brabbelbrabbel (Handbewegung als Flieger) brabbel Hitler brabbel brabbel."
Aha. So so. Verstehe. Er war mit nem Flieger in München und hat Hitler getroffen. Oder so ähnlich......
Die Finnen sind ausgesprochen gesprächig. Auch wenn wir oft kein Wort verstehen.
Naja, ok. Ein finnisches Wort können wir fließend: "Kiitos". Das heißt "Danke".
Lutz fragt im Campingshop zum xten Mal nach einem finnischen Flaggensticker für die Kisten, aber auch hier Fehlanzeige. Es gibt einfach keine Finnlandaufkleber in Finnland!!
Was für eine verrückte Welt.....
Der zehnte Tag ist da.
Bei schwülem Wetter bauen wir das Zelt ab und fahren um 9 Uhr los Richtung Südost.
Einige Ortsnamen und Schilder kann ich nun lesen. Das liegt nicht daran, daß ich die Namen nun aussprechen kann, sondern daß das schwedische Namen und Schriften sind. Der schwedische Anteil hier an der finnischen Küste ist doch sehr hoch.
Hier gibt es viele Wiesen und Felder. Die Landstraßen sind relativ einsam und es gibt megatolle Schotterpisten!! Hier kann man locker weit über 100 km/h fahren.
Bei Virrat ist eine sehr kurvenreiche Strecke und wir fühlen uns fast wie Supersportlerfahrer, als wir mit unseren vollbeladenen Teneres durch die Kurven schwingen.
Überhaupt: die Teneres!
Sie machen alles mit, fallen nicht auf, fallen auch nicht aus und funktionieren einfach. Sie haben wieder mal bewiesen, daß sie eine irre Reichweite haben und auch üble Waschbrettpisten wegstecken. Gibt es bessere Motorräder für das Endurowandern? Für Lutz und für mich zur Zeit nicht.
Im Laufe des Tages finden wir eine ABC-Tanke mit angeschlossenen Restaurant.
Das schreit ja förmlich nach Burger!!
Wir rein, ignorieren die ältere Bedienung und gehen zum jungen Mann hinter dem Tresen:"Do you speak english?" Er dreht sich schnurstracks zur älteren Bedienung um, redet kurz auf finnisch und sie spricht uns auf englisch an. Verdammtes Vorurteil, daß die jüngeren Finnen eher englisch sprechen als die älteren.
Sie zeigt uns einen Katalog mit Burger.
Lutz schaut sie sich an und sagt:"bigger."
Sie blättert.
Lutz:"bigger."
Sie blättert.
Lutz:"bigger."
Sie blättert.
Lutz:"bigger."
Sie blättert....und da ist er! Ein riesiger Burger mit Pommes und Cola für läppische 11,10 Euro.
Lutz:This is it!"
Ich:"me too!"
Wow!! Der Burger und die Portion Pommes sind echt groß. Dieses Mal haben wir das Gefühl, daß wir was für unser Geld bekommen.
Weiter gehts.
Wir kommen in einem üblen Schauer, der so schnell kommt, daß wir gar keine Chance mehr haben, in die Regensachen zu springen. Wir sind völlig durchnäßt. Danach wirds wieder etwas heller. Naja, ok. Dann fahren wir noch ein wenig, damit der warme Fahrtwind die Sachen wieder trocknet. Kurz danach kommen wir in einen zweiten kurzen, aber heftigen Regenschauer. Doofer Plan!
Ca. 30 Kilometer vor Ruovesi steuern wir einen Campingplatz an. Die Frau an der Reception macht einen gelangweilten Eindruck und scheint auch sonst kein großes Interesse zu haben. Sie könnte ja Geld verdienen. Dann nennt sie den Kurs für eine Hütte: 69 Euro. Kurze Besprechung. Nein. Machen wir nicht. Lutz geht wieder zur Reception und will der Frau bescheid sagen, daß wir die Hütte nicht nehmen. Aber sie hat sich verkrümelt. Komischer Laden.
OK, weiter.
Bei Ruovesi finden wir das Feriendorf Haapasaari, daß auf einer Insel liegt. Das sieht nach teuer aus.
Naja, fragen kost nix. Rein, gefragt, 40 Euro pro Hütte. Hui! Günstig! Wir nehmen eine.
Sie hat auch Strom und einen Kühlschrank.
Wir ordern gleich für zwei Nächte. Die Klamotten müssen trocknen und der Platz ist wirklich klasse! Dieser wird auch unsere persönliche Nummer Zwei aller Plätze!
Wir waschen abends die Wäsche, essen unser Gurken- und Bananenabendbrot (komische Mischung, was? ) und klönen lange.
Um 23 Uhr gehts in die Hütte......
Der elfte Tag.
Um 9 Uhr fallen wir ausgeruht aus den Betten und haben ein deftiges Elchwurstfrühstück.
Um ca. 12 Uhr fahren wir los und machen ein paar Schotterpisten auf.
Um 14.30 Uhr essen wir, denn fahren macht ja bekanntlich hungrig.
Tagsüber bleiben wir an der Hütte und klönen über dies und das.
der Königsthron vom Feriendorf
Um 19 Uhr fahre ich allein los und finde eine fantastische Waldstrecke. Mit Hahn auf fahre ich teilweise leicht driftend durch die leichten Kurven und jauchze vor Freude. Die Strecke hat so einige Kilometer!!
Dann sehe ich was am Himmel: ne fette schwarze Wetterfront! Auweia! Ob ich das noch trocken bis zur Hütte schaffe? GPS auf Campingplatz eingestellt und los. Verdammt!! Warum hat dieser beknackte Wald so viele Offroadkilometer??
Erst auf den letzten Metern fängt es an zu schütten und ich kann mich gerade so in die Hütte retten.......
Nääää! Nicht noch mal komplett naß werden. Da bin ich jetzt mal Mädchen!
Es regnet recht stark und Thor schwingt kräftig seinen Hammer. Blitze zucken von Himmel und es grollt und donnert. Wir gehen um 22 Uhr schlafen.........
Der zwölfte Tag ist da.
Wir verlassen den schönen Campingplatz und fahren langsam Richtung Helsinki. Die Reise ist nun fast vorbei.
Als wir vom Platz runterfahren, und kurz die Hauptstraße befahren, schlagen wir uns links auf die Waldstrecke, die ich einen Tag zuvor gefunden habe. Wir fahren die absolut spitzenmäßige Strecke ab und Lutz mit seiner Spiegelreflex macht ne Menge Bilder. Teilweise sind das recht tiefe Sandwege, die man dem Wald gar nicht zutraut.
Als wir in den Süden fahren, verfolgen uns üble Regenwolken. Wir fahren zickzack und werden doch ein wenig von den Ausläufern erwischt. Aber voll erwischen sie uns nicht. Ätsch!!
Unterwegs sehen wir einen Hesburger (so ähnlich wie Burger King) und genehmigen uns ein leckeres Menü mit den für Finnland üblichen Apothekerpreisen. Aber lecker ist es trotzdem.
Während wir essen, kommt Lutz ein Gedanke, als wir auf die Karte schauen: In der Nähe ist das Parola Panzermuseum, wo wir am Anfang unserer Reise waren. Hin? Hin!!
Zwar wollen wir nicht rein, aber der Souvenirshop ist genial!
die finnische Tour de france?
Wieder draußen bei den Enduros sehen wir dunkle Wolken hinter uns und wir geben wieder Hackengas. Wir kommen trocken beim Museum an und kaufen ein paar Kleinigkeiten (Lutz ein T-Shirt und ich einen StuG 40-Becher; StuG ist ein deutsches Sturmgeschütz aus dem Zweiten Weltkrieg). Als wir wieder raus sind aus dem Shop, ist der Himmel dunkelgrau.
Lutz meint, daß wir noch etwas abwarten sollen. Wir schlagen uns unter die Sitzzelte neben dem Museum und nur ein paar Minuten später kübelt es wie aus Eimern. Wir sitzen breit grinsend auf den Stühlen und schauen uns den zeitlich begrenzten Weltuntergang an. Gute Idee, Lutz!!
70 km vor Helsinki finden wir einen netten Campingplatz (wenn auch recht teuer: Hütte für 60 Euro und sanitäre Anlagen unter aller Sau) und werden hier die letzte Nacht in Finnland verbringen. Abends essen wir ne Kleinigkeit und lassen die vergangenen Tage noch mal Revue passieren.
Wir sind zwar ein wenig traurig, daß die Reise fast vorbei ist, aber auch froh, wieder heimzukommen.
eine echt tolle Einrichtung! Für die Schlafqualität allerdings völlig egal
wie Minipussis wohl schmecken.....
salzig
Der dreizehnte Tag.
Heute fahren wir recht spät (um 11 Uhr) los, da wir nur noch wenige km von Helsinki entfernt sind und der Check-in erst um 14 Uhr beginnt. Um 13 Uhr kommen wir im Hafen an und klönen noch mit ein paar deutschen Autofahrern. Um 14 Uhr startet der Check-in.
Ein aufgemotzter BMW aus der Schweiz fährt mit röhrenden Motor zur Wartelinie.
Lutz:"Ne, ne, diese Schweizer....."
Neben ihm ne Frau in einem Bulliwagen:"Mein Mann hatch (das ist kein Schreibfehler; die reden wirklich so) auch einen BeäMWää in de Schwietz".
Spätestens an dieser Stelle nennen wir ihn Fettnäpfchen-Lutz.
Es geht in Richtung Wartelinie und um 15 Uhr kommen wir auf die Fähre.
Ein spanischer KTM 1190-Fahrer reist mit, mit dem wir noch ein wenig klönen. Er war am Nordkap und fährt wieder zurück nach Madrid.
Lutz und ich verzurren unsere XT 660 Zs und ich gehe vor, um wieder die guten Ruhesessel zu blocken.
unsere Teneres mit der spanischen KTM
Lutz kommt aber nicht nach. Ich gehe wieder zurück und sehe, wie er ne XT 660 Z verzurrt. Aber Moment? Das ist ja gar nicht seine. Aber auch nicht meine. Ne! Das ist eine dritte XT 660 Z! Wahnsinn!! Die Tenere ist so selten, aber hier sind es glatt drei davon auf der Fähre!
Stephans Tenere
Der stolze Besitzer ist Stephan aus Norddeutschland, der in der Schweiz wohnt. Er kommt auf mich zu und sagt: "Du bist Eggi. Der mit der Endurowandern-Website".
Ich freue mich, daß man mich kennt.
Es kommt, wie es kommen muß: Wir hocken die gesamte Fahrt zusammen, als ob wir uns schon seit Jahren kennen und er erzählt uns, daß er von einer 7000 km-Tour wieder auf dem Heimweg ist. Ich bin echt neidisch.
Tja! So sind Tenere-Fahrer! Man versteht sich einfach.
Danke für die nette Zeit, Stephan!!
Stephan und ich
Als die Fähre um ca. 17.30 Uhr ablegt, ist das schon ein komisches Gefühl. Wir hatten hier eine schöne und interessante Zeit mit vielen Eindrücken und haben viele interessante Menschen kennengelernt. Das Land ist wirklich schön und viele Gegenden sind sehr einsam. So wie wir es lieben.
Vielen Dank für die Gastfreundschaft, Finnland!
die Inseln am Hafen von Helsinki
Wir treffen auf der Fähre noch Klaus, den deutschen Yachtboottransporteur, mit dem wir auch noch ne Weile klönen.
der wunderschöne Sonnenuntergang, geknipst von Lutz
Um 22.30 Uhr gehen wir in den Ruheraum und versuchen zur Ruhe zu kommen.
Der vierzehnte Tag.
Da ist er nun. Der Tag der Ankunft. Aber das wird noch ne Weile dauern, da die Fähre erst um ca. 21 Uhr in Travemünde ankommen wird.
Um 6.30 Uhr bin ich wach. Lutz ist schon früher auf den Beinen.
Es ist langweilig und wir sind unruhig. Wir wollen nun wirklich nach Hause. Allein schon deshalb, weil die Motorradsachen zum Himmel stinken.
Die Zeit verkürzen wir erfolgreich mit Stephan.
Pünktlich kommen wir im abendlichen Hafen an. Wir verabschieden uns sehr herzlich von Stephan und warten auf die Ausfahrt, die sich verzögert. Ein Krankenwagen steht mitten auf dem Deck. Warum auch immer.
Dann geht es aber endlich los und Lutz und ich fahren direkt nach Lübeck.
Vor seiner Haustüre verabschieden wir uns kurz. Ich will auch endlich heim.
Viel Dank, Lutz, für die schöne und interessante Zeit. Und vor allem für die ganzen wichtigen Männergespräche!!
Um 22.15 Uhr komme ich an der Garage mit einem Reisetachostand mit 2419 km an.
Und die Reise nach Finnland ist zu Ende.
Fazit:
Finnland ist das Land der Seen, der Wälder, der Spielautomaten und der Bushaltestellen.
Und die Vorurteile über die Finnen und ihr Land sind verpufft.
Es sieht nicht trister aus wie Schweden, sondern es ist ebenso schön. Finnland und Schweden könnten Zwillinge sein. Und die Leute kommen oft auf einen zu und drängen einen ein Gespräch auf. Auch wenn man nichts versteht.
Aber Finnland ist teuer.
Werde ich wieder nach Finnland fahren?
Wegen der hohen Preise eher nicht. Die Schönheit und die Leute lassen jedoch den Wunsch dazu aufkommen.
Was hätte ich noch gebraucht:
- Das zu Hause vergessene Duschzeugs (mußte ich teuer beim S-Market kaufen)
Was habe ich nicht gebraucht:
- Zum Glück die Ersatzteile